300 Zuhörer zeigten sich begeistert

Von Hannelore Benz

Herborn. Die Kantorin Regina Zimmermann-Emde hatte das abwechslungsreiche Programm zusammengestellt. 300 Zuhörer erlebten am Sonntagabend die „Serenade im Schlosshof". Ganz entgehen konnten die Liebhaber klassischer Musik dem Fußball-Jubelgetöse nicht; massiv gestört wurde der Hörgenuss aber nicht.

Das Programm widmete sich den großen Komponisten der Romantik, die auch im Privatleben eng miteinander verbunden waren: Robert und Clara Schumann und Johannes Brahms. In der Mitte des 19. Jahrhunderts hatten sich ihre Wege gekreuzt; ihr musikalisches Schaffen fiel in die Zeit größter nationaler Unruhen und spiegelt ein wenig die Sehnsucht nach der „heilen Welt" wider, die verloren zu gehen drohte.
Die Begleitung des Gemischten Chors hatte mit Christa Schlezak am Flügel eine ausgewiesene Könnerin ihres Faches übernommen. Unter der Leitung von Regina Zimmermann-Emde konnte die Kantorei die Zuhörer mit drei Zigeunerliedern von Johannes Brahms begeistern. Beim „Zigeunerleben" nach Emanuel Geibel meisterten sie das leise Erlöschen der Stimmen in anrührender Weise.


300 Zuhörer genossen am Sonntag den Auftritt der Kantorei im Herborner Schlosshof

In die Zeit der Romantik entführten auch die Solistinnen Mona Debus, Janine Grove, Anna Rüggeberg und Christa Löffler gemeinsam mit der Chorleiterin, die jetzt als Gesangssolistin glänzte: Sie sangen Schumann-Kompositionen nach Gedichten von Emanuel Geibel, Joseph Freiherr von Eichendorf, Ludwig Uhland und Justinus Kerner.
Damit ließ man die Zigeunerromantik hinter sich und wandte sich den sagenumwobenen Wassermännern und Meermaiden zu. Die Sängerinnen überzeugten mit hervorragenden Stimmen und liebevoller Interpretation.
Ein weiterer Höhepunkt war der Auftritt des kanadischen Klarinettisten Travis Meisner, der gemeinsam mit Regina Zimmermann-Emde am Flügel drei Romanzen von Schumann vortrug, die man sich nicht vollendeter hätte wünschen können.
Auch der zweite Teil des Konzerts ließ die Zuhörer im Musikgenuss schwelgen: Jetzt kam Clara Schumann zur Geltung, die vielfach von ihrem Mann in den Hintergrund gedrängte bedeutende Pianistin und Komponistin und eine der ganz wenigen weiblichen Kulturschaffenden jener Zeit, die es zu Nachruhm brachten. Die drei von ihr vertonten Gedichte von Emanuel Geibel entführten die Besucher ins Land der Gondeln.
Bemerkenswert leicht kam dann ihr später in Schwermut verfallener Gatte Robert daher mit der beschwingten Vertonung des Gedichtes „Der Schmied" von Ludwig Uhland, das vom Solistinnen-Quartett mit Freude gesungen wurde. Elegischer waren die Interpretationen des „Heiderösleins“ und des Hochzeitszugs „Im Walde" von Eichendorf.
Zimmermann-Emde und Travis Meisner boten mit drei Fantasiestücken von Schumann weiteren Instrumentalgenuss mit Klarinette und am Flügel, ehe der Chor mit allen Solisten mit fünf Volksliedern für einen beschwingt-besinnlichen Abschluss sorgte, der mit dem Wiegenlied von Johannes Brahms den lang anhaltenden Beifall der begeisterten Zuhörer auslöste.
Eine Zugabe erschien unvermeidlich, und sie wurde mit Freude gewährt.


Herborner Tageblatt, 30.6.2010