Besinnliche Pause in der Alltags-Hektik
Karfreitag - ein Tag der Melancholie und des Gedenkens an den Tod Jesu Christi.
Ein Trost in dieser Tristesse, die durch das kalte Wetter noch vertieft wurde, ist für viele die Musik. Da war es durchaus verständlich, daß zahlreiche Musikfreunde sich von der Karfreitagsmusik in der Herborner Stadtkirche trösten ließen. Sie tauchten ein in die Ruhe und Harmonie, die ihnen eine besinnliche Pause in der Hektik des Alltags schenkte. Regina Zimmermann-Emde an der Orgel und die Sopranistin Mona Debus waren die Interpretinnen der sorgfältig ausgesuchten Kompositionen des Abends.
Regina Zimmermann-Emde (Orgel) und Mona Debus (Sopran) waren die Interpretinnen eines einfühlsamen Konzerts am Karfreitag. (Bild: pli)
Im Mittelpunkt des Konzerts standen Werke von Max Reger, der nach seinem frühen Tod als 43jähriger hunderte von Kompositionen hinterlassen hatte. Sein kontrapunktisches Können und seine melodische Farbigkeit bereicherten die Kammer- musik um wesentliche Elemente. Sein bevorzugtes Instrument war die Orgel. Auf ihr interpretierte Regina Zimmermann-Emde als Ouvertüre seine Introduktion und Passacaglia d-moll, ein Werk, das sowohl durch seinen melodischen Einfallsreichtum als auch seinen außergewöhnlichen Rhythmus fasziniert. Ferner interpretierte die Kantorin auch Regers Präludium, Kanon, Intermezzo und Melodia aus Opus 129, eine Komposition, die durch ihre phantasievollen musikalischen Einfälle die Zuhörer sichtlich beeindruckte.
Mona Debus erhob ihre Stimme, die leider durch eine Erkältung nicht ganz zur Entfaltung kam, bei Psalmen von Antonin Dvorak. Dabei wußte die Sängerin, die Gesangspädagogik in Wiesbaden studiert, mit ihrem angenehmen Timbre die inspirierte Melodik des Komponisten virtuos zu vermitteln. Auch beim Passionslied von Reger glänzte Mona Debus mit ihrem intuitiven Gespür für Musik und Text. Bei den Choralvorspielen Regers wußte die Kantorin den Zuhörern die Feinheiten dieser diffizilen Kompositionen eindrucksvoll nahezubringen.
Das "Kyrie eleison" und das "Agnus Dei" von Jean Langlais gaben Mona Debus eine weitere Möglichkeit, ihre Vielseitigkeit unter Beweis zu stellen.Am Ende des Konzerts erklang die Fuge e-moll von Felix Mendelssohn-Bartholdy, deren melodischen Charme und die fast impressionistisch anmutende Tonsprache Regina Zimmermann-Emde einfühlsam zu interpretieren wußte.
Angelika Plietzsch
Herborner Tageblatt, 12.4.1998