Außergewöhnliches geistliches Konzert in Beuren - Zur Goldenen Hochzeit treuer Gäste

Seit mehr als zehn Jahren hält das Ehepaar Sümmchen aus Langenselbold bei Hanau dem Salemer Teilort Beuren die Treue. In diesem Jahr fiel der Urlaub in Beuren mit der Goldenen Hochzeit des Ehepaares zusammen, Grund genug für die Enkelin und Gesangspädagogin Mona Debus aus Herborn, dem Jubiläumspaar ein geistliches Konzert zu schenken, in dem sie selbst als Sängerin mitwirkte. Zu dem Konzert in der Pfarrkirche St. Ulrich war auch die Beurener Bevölkerung eingeladen.

Das Konzert begann mit dem Präludium in E-Dur von Camille Saint-Saëns (1835-1921), entnommen aus "Trois Préludes et Fugues Op.99". Das melodische Motiv wurde durch geschickte Registrierung von Hans-Peter Schütz an der Orgel dynamisch aufgebaut, durch akkordische Zwischenteile aufgelockert stets wiederkehrend über mehrere Tonarten moduliert. Camille Saint-Saëns hat in diesem Werk Effekte dargestellt, wie sie nur die Orgel ausdrücken kann.
So über- und unterschreiten sich die drei Klangebenen von zwei Manualen und dem Pedal auf äußerst effektvolle Weise. Nach einer chromatischen Überleitung endet das Stück verhalten mit dem Eingangsthema im Pedal. Das folgende "Scherzo" aus "Quinze Pièces pour Orgue" von Samuel Rousseau (1853-1904), ein vielleicht weniger bekannter Schüler von César Franck, begann als Allegro moderato kraftvoll mit vollem Werk in E-moll. Nach der zwölf Takte dauernden Einleitung begann die Ausführung des Themas in lebhafter, tänzerischer und stakkatohafter Weise. Zunächst dezent nur mit acht Fuß registriert, bauten sich die aus 1/16 und 1/8 Noten bestehenden Klangfiguren langsam bis zum brausenden Tutti auf.


Hans-Peter Schütz an der Orgel und Mona Debus, Sopran, sorgten in Beuren für ein gelungenes geistliches Konzert.

Als drittes Werk erklang, von der Orgel begleitet, von Georg Friedrich Händel (1685-1759) die Arie "Singe Seele, Gott zum Preise, der auf solch' weise Weise, alle Welt so herrlich schmückt". Mona Debus verstand es meisterhaft, mit ihrer glasklaren, reinen und schönen Stimme und ganz dezentem Timbre, die Arie, die der Sammlung "Neun deutsche Arien" entnommen wurde, zu einem wahren Hörerlebnis werden zu lassen.
Aus dem unvorstellbar großen Oeuvre des mit Händel gleichaltrigen italienischen Barockkomponisten Domenico Scarlatti (1685-1757) folgte die einsätzige Sonate in D-moll. Das Werk, ursprünglich für Cembalo geschrieben, hat ein gefälliges, beschwingtes Thema. In dem in D-moll beginnenden und in F-Dur sich fortsetzenden Allegro wechseln sich ständig Oktavsprünge, 1/16 und 1/32 Laufwerke, sowie Triller ab und erfordern daher eine gehobene pianistische Technik.

Hans Peter Schütz registrierte den acht Fuß Flötenchor und zog in den Wiederholungen den Prinzipal vier Fuß hinzu.
Das zweite Gesangsstück des Abends war ebenfalls aus Händels Sammlung "Neun deutsche Arien" entnommen. Die Arie "Meine Seele hört im Sehen" wurde von Mona Debus auf das trefflichste interpretiert und von Schütz mit ganz kurzen Stakkato-Achteln auf der Orgel begleitet. Das in B-Dur geschriebene Stück machte dadurch einen besonders optimistisch klingenden, geradezu strahlenden Eindruck.
Das letzte Orgelstück stammt aus der Feder des französischen Komponisten Louis-Claude Daquin (1694-1772). Zu seinen bezaubernden Stücken zählt auch das für Cembalo geschriebene Rondo "Le Coucou - Der Kuckuck", das sich jedoch auf das trefflichste für die Interpretation auf der Orgel eignet. In dem äußerst lebhaften Vivace wird der sich ständig wiederholende Kuckucksruf mit rasanten 1/16 Noten umspielt und durch verschiedene Tonarten moduliert.
Den Abschluss des Konzertes bildete die aus der Matthäus-Passion von Johann-Sebastian Bach (1685-1750) Arie "Ich will Dir mein Herz schenken". Mit ihrer warmen Stimme verstand es die Sopranistin, diese Arie an der Orgel begleitet einfühlsam vorzutragen. Die Artikulation, Phrasierungen und partiellen Bindungen der schnellen Notenwerte ließen keine Wünsche offen. Nach einem lang anhaltenden Applaus blieb den Konzertierenden nichts anderes übrig, als Zugabe die Arie "Meine Seele hört im Sehen" noch einmal vorzutragen. Das Konzert war ein Genuss, wie er leider nur selten in Beuren anzutreffen ist.

Bernhard Conrads

Südkurier, 17.8. 2002