Uraufführung in Herborn

Mit einer Uraufführung wurde am 13. September die Herborner Stadtkirche zum Klingen gebracht: Die Missa a capella, eigens für die Gesangsklasse Mona Debus komponiert, wurde in einem festlichen Gottesdienst in Anwesenheit des Komponisten Robert Held zum ersten Mal aufgeführt. Für diesen Anlass hatten sich die 15 Sängerinnen und Sänger zu einem Vokalensemble formiert, das die Gottesdienstbesucher mit seinem klaren und beweglichen Chorklang in seinen Bann zog.

Rund 120 Menschen hatten sich an diesem Sonntag eingefunden, um einen weiteren Gottesdienst der Herborner Reihe „Klingende Kirche" zu feiern, die das Kirchenjahr in regelmäßigen Abständen mit besonderen musikalischen Gottesdiensten bereichert.
Diesem Motto gemäß stimmte schon zu Beginn Kantorin Regina Zimmermann-Emde auf aufmerksames Zuhören mit Bachs festlichem Orgel-Präludium in c-moll ein.
Auch im weiteren Verlauf des Gottesdienstes war eine stimmige Verknüpfung aus Wort und Musik erlebbar, denn die gesungene Messteile ersetzten die sonst von der Gemeinde gesungenen und gesprochenen liturgischen Texte. So erklang anstelle des „Herr erbarme dich" das Kyrie eleison der Missa a capella.
Ebenso wurde der gemeindliche Lobgesang „Ehre sei Gott in der Höhe" von dem auf der Chorraumempore stehenden Vokalensemble durch das „Gloria" von Robert Held ersetzt. Der freudige Charakter der Weihnachtsbotschaft und das nachfolgende Loben und Danken der Menschheit kamen in der Interpretation besonders deutlich heraus.
Im nizänischen Glaubensbekenntnis, sicherlich der vielseitigste und schwierigste Satz der Missa, stellten die Ausführenden ihr Können besonders unter Beweis.
Der Kontrast zwischen dem Reich der Lebenden und der Toten wird hier musikalisch klar gegenüber gestellt; Kreuzigung und die Leiden Christi sind durch Reibungen und härtere Tonsprache dargestellt, und das abschließende „Amen" entrückt in ungewohnte Tonarten.
  In ihrer Predigt zur Heilung der zehn Aussätzigen (Luk. 17, 11-19) regte Pfarrerin Ingrid Will die Frage an, warum nur einer der Geheilten, ausgerechnet ein Samariter, später umkehrte und Jesus dankte. War nur er dankbar und die anderen undankbar? Warum könnte es so geschehen sein, wie es geschehen ist?
Zur nachfolgenden liturgischen Vorbereitung auf das Abendmahl erklangen schließlich die letzten beiden Sätze der Missa a capella, das Sanctus (mit Benedictus und Osanna) und das Agnus Dei. Im Osanna sind in Dreiklangsfiguren deutliche Anklänge an alpen- ländische Musik wahrzunehmen, was vermutlich nicht zuletzt mit der Heimat des Komponisten zu tun hat.
Im Agnus Dei wird ein Zitat des entsprechenden Satzes aus der h-moll-Messe von Bach verwendet, das dann in der Tonsprache von Robert Held in ein friedvolles „dona nobis pacem" mündet. Nach dem Segen beschloss Kantorin Zimmermann-Emde den Gottesdienst mit der Fuge in c-moll, die zum eingangs gespielten Präludium gehört und so den musikalischen Kreis rund um eine festliche und bewe- gende Stunde in der evangelischen Stadtkirche schloss.


Das Vocalensemble der Gesangsklasse Mona Debus brachte dem Komponisten vor der Kirche ein Ständchen.
(Foto: privat)

Beim anschließenden Sektempfang unter den Linden des Kirchvorplatzes gab es neben Sekt und Saft auch fröhliche Dankesworte und -gaben an alle Beteiligten. Für den aus dem aus dem Allgäu angereisten Komponisten Robert Held sang das Vokalensemble ein Ständchen, das zur großen Erheiterung der Anwesenden in dem Satz gipfelte "Ich danke dir, mein Held". Auch Pfarrerin Ingrid Will und Kantorin Regina Zimmermann-Emde, die den Gottesdienst zu einem schlüssigen Ganzen werden ließen, wurden bedacht, ebenso wie das "Team Sektempfang". Für viel Heiterkeit sorgte abschließden die humoristisch ausgefeilte Rede eines der "ältesten Nachwuchstalente" der Gesangsklasse an deren Lehrerin und die Überreichung eines Teesortiments, das neben anderen beziehungsreichen Teesorten auch besonders lorbeerreichen Laudamus-Tee enthält.


Herborner Stadtanzeiger, 24.9.2009