Missa a capella Eindrucksvolle Premiere des Werks von Robert Held Pfingsten in St. Mang

Von Philomena Willer

Füssen. Das war ein Aufhorchen bei der Festmesse am Pfingstsonntag in der Füssener Pfarrkirche St. Mang, als vier Solisten auf der Empore zum Kyrie ansetzten und eine Uraufführung zu Gehör brachten. Die „Missa a capella" des Füssener Komponisten Robert Held, zunächst für das Vokalensemble von Mona Debus im hessischen Herborn geschaffen, hatte schon dort Besucher der evangelischen Stadtkirche in ihren Bann gezogen. Nun, in der Fassung für Solostimmen, war sie zum ersten Mal in Füssen zu hören als wertvoller Beitrag der Reihe „Musik in Liturgie und Konzert", hinter der Dekanatskantor Albert Frey steht.


Die vier Solisten auf der Empore (von links):
Mona Debus, Sabrina Tiedtke, Stefan Heidweiler
und Albert Frey. Foto: Philomena Willer

Die Aufführung mit dem hochkarätigen Quartett Mona Debus (Sopran), Sabrina Tiedke (Alt), Stefan Heidweiler (Tenor) und Albert Frey (Bass) wurde zum Hörgenuss und spirituellen Erlebnis. Die fünf Gesänge ohne jede instrumentale Begleitung sind Musik der Gegenwart, basierend auf der gregorianischen Psalmodie, deren geistliche Tiefe heute weit über die Kirchenmusik hinaus fasziniert. Darin verwoben ist feine Polyphonie, eingefügt als Zitat ein Motiv von Johann Sebastian Bach, Anklänge an Harmonien der Romantik und der Moderne.

Sich vom Geist erneuern lassen, aufmerksam sein, stellte Stadtpfarrer Frank Deuring nach dem Introitus der Orgel dem Pfingstgottesdienst voran. Und in Aufmerksamkeit, innigem Hinhören erschloss sich die Anrufung des Kyrie eleison von der Einstimmigkeit wechselnd zwischen Männer- und Frauenstimmen bis zum in die Höhe schwebenden Sopran. Der freudige Jubel im Preis und Dank des Gloria führte die Sänger in der erfüllten Ruhe des Amen, Amen wieder zusammen. Die Freude des Christen als Fundament gegen Ängste und Verzagtheit war Thema der Pfingstpredigt, achtsam den Atem Gottes zu spüren, Leben und Stärke durch den Heiligen Geist zu gewinnen. So stand auch im Credo als größtem Satz der Missa die Freude über die Auferstehung im Zentrum, vorbereitet vom bewegten Bekenntnis, dem schroffen, harten Leid des cricifixus pro nobis, dem tiefen Bass des sepultus est bis hin zur verhaltenen stillen Erwartung des ewigen Heils.
Nach dem würdevollen Sanctus, das entsprechend dem lateinischen Ordinarium in den Lobpreis des Benedictus überging, beschloss das inständige Bitten des Agnus Dei die Messgesänge mit der versöhnlichen Geborgenheit im Bewusstsein des Friedens: Dona nobis pacem.
Friede und Klarheit waren auch Grundgedanken des gemeinsamen Schlussgebets der Gläubigen zur kritischen Lage im Bistum. Man möchte die ebenso tief empfundene klar strukturierte Komposition, sei es in dieser Fassung, oder in einer kommenden Chor-Einstudierung, gerne wieder hören.


Allgäuer Zeitung, 25.5.2010

Mit freundlicher Genehmigung der Allgäuer Zeitung